Jorge Sánchez Di Bello
Bild - Raum - Objekt - Glas

HUAQUEO

„Huaqueo“ ist eine Installation, die die Zerstörung des kulturellen Erbes und den Prozess der Deterritorialisierung ethnologischer Objekte und Bilder thematisiert. Sie ist durch die „Preuss Sammlung“ inspiriert. Das Wort „huaca“ bedeutet in der Quechua-Sprache u. a. „lokale Gottheit / heiliger Ort“, das davon abgeleitete Verb „huaquear“ u. a. „ausgraben“ im Sinne von „plündern“, auch zerstören einer archäologischen Stätte. „Huaqueo“ – Plünderung ist ein präsenter und stark verwurzelter Begriff in der Kultur der Andenvölkern. Die Huaquería, also die Plünderei, hat uns historisches und kulturelles Erbe weitgehend zerstört. 

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, 3 Transportkisten, Spiegel, Glas, LED-Licht, Epoxidharz, Wandteppich, jede Box 110cm x 70cm x 70cm | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, 3 Transportkisten, Spiegel, Glas, LED-Licht, Epoxidharz, Wandteppich, jede Box 110cm x 70cm x 70cm | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation, Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.

Huaqueo: Installation | Foto: Jorge Sanchez Di Bello, 2024.



*Gefördert durch die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und die Kloster Bergesche Stiftung in Rahmen meine Arbeitsstipendium 2023/2024.



 

Ich konzentrierte meine Forschung hauptsächlich auf die Ausgrabungen, die Preuss zwischen Dezember 1913 und März 1914 in der Nähe von San Agustin in Kolumbien durchführte. Dr. Konrad Theodor Preuss kam nach Kolumbien auf der Suche nach Monolithen der San-Agustin-Kultur, die sich durch ihre imposanten Skulpturen und Steinschnitzereien auszeichnen, die ihre Götter, ihren Glauben, das Leben, die Fauna und Flora, vor allem aber die Kosmologie ihrer Kultur darstellen und widerspiegeln.

Es ist wichtig anzumerken, dass Preuss nicht nur die Ausgrabungen durchführte, sondern auch den Fundort dokumentierte, die Formologie sowie morphologische und/oder anthropomorphische Eigenschaften beschrieb. Im Rahmen seiner Forschung fertigte Preuss Abformungen einiger Skulpturen an, die später in Berlin nachgebildet wurden. Die Formen wurden aus Holzleim, Speisestärke, Papier und Baumharz hergestellt.

Huaqueo ist eine Arbeit, die hauptsächlich die Zerstörung des kulturellen Erbes und den Prozess der Deterritorialisierung ethnologischer Objekte und Bilder thematisiert. Es ist eine Installation bestehend aus drei Transportboxen aus Holz, die ihren Inhalt verbergen können oder als Präsentationsraum preisgeben.

Die Installation ist von drei thematischen Schöpfungsachsen inspiriert:

1 Die Bedeutung von Huaqueo/Guaqueo als Verb: Plünderung oder Ausgrabung. Dies ist zugleich der Titel der Arbeit. Es ist hervorzuheben, dass die Entscheidung, sich von diesen Objekten inspirieren zu lassen, während dieses Forschungs- und Schöpfungsprozesses genauso ein Prozess der “Ausgrabung” ist, eine Form der Extraktion für die Herstellung und Neuinterpretation.

2. Huaquero/Guaquero als Subjekt: Eine Person, die ihre Zeit der Suche, Jagd und Ausgrabung vergrabener und verborgener Geschichte widmet. Und als eine Figur, die das Glück der Entdeckung nutzt, um auf Kosten des Verfalls oder Verlusts des kulturellen Erbes Reichtum zu erlangen. Auch im Wissen um den Wert und die Bedeutung, die es für die Geschichte der Kulturen hat.

3. Die Huaca/Guaca als Objekt: Es ist der Schatz, der Wert, die Geschichte und der Ort. Es sind die Gegenstände und die Darstellung des Reichtums, das Ziel der unermüdlichen Suche, herauszufinden, was unsere Vorfahren als begraben hinterlassen haben, das Erbe, das wir niemals erhalten würden. Insbesondere meine Darstellung der Huaca/Guaca basiert auf der kolumbianischen mündlichen Überlieferung über den Mythos der Grabräuberei.

Der Mythos erzählt davon, wie in der Dunkelheit der Nacht im Dschungel oder in den Bergen ein helles Licht den Ort einer möglichen indigenen Beerdigung anzeigt. Wer das Glück hat, diesen Moment mitzuerleben, wird in der Lage sein, die Huaca zu finden und auszugraben. So können sie von dem Reichtum profitieren. Dieses Licht, das den Ort anzeigt, ist das Licht der Geister, die den Schatz bewachen. Der Ehrgeiz des Huquero, Schätze zu finden, könnte jedoch auch durch einen Fluch beeinflusst werden, der mit dem Konflikt der Ausgrabung dieser Objekte und der damit einhergehenden Besessenheit vom Reichtum verbunden ist.

Im Inneren befinden sich jeweils zwei Figuren, die aus Ton modelliert und anschließend in transparentes Epoxidharz gegossen wurden. Die Kisten sind innen illuminiert und verspiegelt. Die obere Kiste ist innen komplett verspiegelt und verfügt über zwei Masken. Auf der linken Seite ist eine Maske zu sehen, die an die Gesichtszüge eines Vogels erinnert, während die Maske auf der rechten Seite das Gesicht eines Jaguars nachahmt. Beide weisen menschliche und tierische Merkmale auf, sind anthropomorph. Auf der Außenseite befinden sich drei kreisförmige Löcher, die es ermöglichen, durch einen Spionspiegel die unendliche Wirkung der Welt zu betrachten, zu der diese Darstellungen gehören. Die Kreise können als Sonne, Mondes und Erde verstanden werden, als Weltanschauung bzw. indigene Kosmovision. Die unteren Kisten enthalten weitere Elemente. Eine Kiste gibt ihren Inhalt durch zwei Sichtelemente im Schnitt eines stilisierten Jaguar auf zwei Figuren im Dschungel frei. Wiederrum durch das Spiel von Licht und Spionspiegel werden ein Man mit Keule oder Wächter und eine sitzende Frau mit imposantem Schmuck sichtbar. Die zweite untere Kiste besitzt verspiegelte Sichtelemente in Form eines Poporo (Kalkbehältnis für Kokagenuss) und einer gewölbten Tür, als transzendentale Elemente. Es ermöglicht dem Betrachter, Zeuge zweier Figuren zu werden, einer weiblichen und einer männlichen, als wären sie Götter, die einen möglicherweise rituellen Moment inszenieren. Damit habe ich durch die Verwendung von unendlichen Spiegelräumen im Zusammenspiel mit Licht und stilisierten und neugeschöpften “indigenen” Elementen einen Zugang zum kosmologischen Verständnis im Kontext des, von Außen betrachteten nüchternen Abtransport von geraubten Kulturgut geschaffen.

 

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