Jorge Sánchez Di Bello
Bild - Raum - Objekt - Glas

Durch die Kunst erlebe ich immer wieder die Möglichkeit eine Geschichte zu erzählen. Dieser kreative Prozess speist sich aus Konzepten wie Identität, Territorium, Machtverhältnissen, Migration und den daraus resultierenden Lebensrealitäten für den Menschen in politischer, sozialer, kultureller und ökonomischer Hinsicht. Ich komme aus Kolumbien und lebe in Deutschland. Ich bin Migrant. Meine Arbeit wird sehr stark von der postkolonialen Perspektive Lateinamerikas beeinflusst. Meine Wahrnehmungen, meine Erkenntnisprozesse werden durch die Materialität der Objekte transformiert, die mir eine Erzählung liefern, um den Betrachter mit den Konflikten die mich interessieren und mit den Realitäten der Welt um uns herum zu konfrontieren. 

So stellen meine Installationen immer auch Refelxionsräume für scheinbar ferne Welten dar und sind dabei gleichzeitig untrennbar mit europäischen und kolonialen Zusammenhängen verbunden. In meinen Arbeiten, wird der Betrachter selbst, zum Teil der Installation, des Raumes, mit dem er interagieren muss. Er eignet sch einen Teil der Arbeit an, indem er eine Postkarte, eine Zeitung, eine Bedienungsanleitung mit sich nimmt. Auf diese Weise transzendiert das Werk die Orte und die Welten, in denen es erfahrbar ist und gleichzeitig erweitert und vervielfacht. Und stärkt meine Absichten, zu reflektieren und bewusst zu machen. 

Somit versuche ich mittels unterschiedlicher medialen Ausdrucksformen der bildenden Kunst die  Frage zu beantworten, in wie weit Kunst in der Lage ist Informationen aufzunehmen und wieder im Sinne des Bildnerischen „frei zu setzen“. Mit intensiven und komplexen Bildern über Bürgerkrieg, Drogen, Rohstoffausbeutung, Bedrohungen Indigener Völker und Lebensweisen will ich Perspektiven verändern, Grenzen verschieben, Erinnerungskultur und kollektives Gedächtnis fördern und letztlich auch jeden Einzelnen in seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung anregen.

Aus meiner Position als Künstler, der Zeuge der Geschichte wird, habe ich die Möglichkeit, meine Anliegen durch eine universellere Sprache, durch die ästhetische Erfahrung mit Objekten zu konfrontieren. Mit den Metaphern, die durch die Materialität transformiert werden. Wo unsere unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen die Arbeit nähren und stärken.